Kiew (AFP) - Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew auch zu Beginn des neuen Jahres aus der Luft angegriffen. Etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht (Ortszeit, 23.30 Uhr MEZ) trafen die russischen Attacken zwei Bezirke der Stadt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko am Sonntag im Onlinedienst Telegram erklärte. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte in seiner Neujahrsansprache an, die Ukrainer würden bis zum Sieg gegen Russland weiterkämpfen.
"Wir kämpfen und werden weiter kämpfen. Um des einen wichtigen Wortes willen: Sieg", sagte Selenskyj. In seiner emotionalen Rede überhäufte er seine Landsleute mit Lob. "Ich will Euch allen sagen: Ukrainer, Ihr seid unglaublich. Seht was wir getan haben und was wir weiter tun!"
"Jeder von uns ist ein Kämpfer", fuhr Selenskyj fort. "Jeder von uns ist die Grundlage der Verteidigung." Die Ukrainer "kämpfen als ein Team - das ganze Land, alle Regionen. Ich bewundere Euch alle. Ich möchte jeder unbesiegbaren Region der Ukraine danken."
Russland greift die Ukraine auch an Silvester massiv an
Den gesamten Silvestertag griff Russland die Ukraine massiv aus der Luft an. Wie AFP-Reporter berichteten, wurde Kiew am Samstagnachmittag von mehreren Detonationen erschüttert, ukrainische Behördenvertreter meldeten Angriffe auf weitere Landesteile. Selenskyj warnte Moskau, einem "terroristischen Staat" werde "nicht verziehen". Diejenigen, die die Angriffe befehligten und ausführten, würden zur Verantwortung gezogen.
Laut Bürgermeister Klitschko wurden bei den Angriffen auf Kiew ein Mann getötet und mindestens 20 weitere verletzt. Eine Detonation riss ein klaffendes Loch in ein Vier-Sterne-Hotel in der ukrainischen Hauptstadt, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Bürgersteige in der Umgebung waren mit Glassplittern übersät.
Um 00.35 Uhr (Ortszeit, 23.35 Uhr MEZ) vermeldete Klitschko im Onlinedienst Telegram erneute Angriffe: "Explosion in der Hauptstadt gehört. Luftabwehr funktioniert."
Auch mehrere andere Regionen wurden nach Behördenangaben beschossen. Angriffe wurden unter anderem aus der südlichen Region Mykolajiw und aus der Region Chmelnyzkyj im Westen gemeldet. In Mykolajiw wurden nach Behördenangaben sechs Menschen verletzt. Laut Bürgermeister Oleksandr Sjenkjewytsch brach ein Brand aus, mehrere Wohngebäude seien beschädigt worden.
In der Region Chmelnyzkyj wurden laut Gouverneur Serhij Gamalij mindestens sieben Menschen verletzt. Teile der Stadt seien wegen der Angriffe ohne Strom.
20 Marschflugkörper auf Ziele in der Ukraine abgefeuert
Nach Angaben der ukrainischen Armee feuerte Russland 20 Marschflugkörper auf Ziele in der Ukraine ab, zwölf davon seien abgefangen worden. "Der Kriegsverbrecher Putin 'feiert' Silvester, indem er Leute tötet", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter.
Der russische Präsident Wladimir Putin hielt nach Angaben des Kreml seine Neujahrsansprache vom Hauptquartier des südlichen russischen Militärdistrikts aus, wo er Soldaten auszeichnete. Darunter war laut russischen Agenturberichten den Kommandeur des Ukraine-Einsatzes, General Sergej Surowikin. Fernsehbilder zeigten Putin mit einem Glas Sekt in der Hand mit Soldaten in Militäruniform.
Russland stehe in dem Konflikt mit der Ukraine "moralisch" und "historisch" auf der richtigen Seite, sagte Putin in seiner Ansprache. Russland kämpfe in der Ukraine dafür, "unser Volk in unseren eigenen historischen Territorien, in den neuen Gebieten der Russischen Föderation zu schützen", fügte er mit Blick auf die von Moskau für annektiert erklärten ukrainischen Regionen hinzu.
Ukrainisch-Russischer Gefangenenaustausch
Das russische Verteidigungsministerium verkündete derweil die Einnahme des Dorfes Doroschnyanka in der südukrainischen Region Saporischschja sowie einen Gefangenenaustausch, bei dem 82 russische Soldaten freigekommen seien. Kiew meldete 140 bei dem Austausch freigekommene ukrainische Soldaten.
Die russische Armee hatte in den vergangenen Monaten eine Reihe von Rückschlägen in der Ukraine einstecken müssen. Als Reaktion verstärkte sie ihre Luftangriffe, insbesondere auf die Energie-Infrastruktur des Nachbarlandes. Dies führt immer wieder zu massiven Stromausfällen.
Von Robbie COREY-BOULET
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© Agence France-Presse
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